China: Vom Stamm der Ratten | ARTE Reportage Reupload

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[Musik]

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ich habe Sonne und Tageslicht gegen eine kalte und feuchte Umgebung eingetauscht [Musik] ich heiße Wilma ich bin in Peking geboren 28 Jahre alt und lebe jetzt unter der Erde

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so wie sie leben über eine Million Chinesen in Peking im Kellern versteckt wie die Ratten der Stamm der Ratten den Begriff habe ich aus dem Internet

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es ist bulironisch gemeint aber eigentlich ist es sehr niedrigend und negativ

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die Gehälter hier in Peking sind niedrig durchschnittlich verdienst du so zwischen 500 und 600 Euro im Monat damit kannst du dir keine hohe Miete leisten also bleibt dir nur übrig im Keller zu wohnen

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diese Kellergeschosse sind meist Luftschutzbunker aus den 60er oder 70er Jahren derzeit des Kalten Krieges zwischen China und der früheren Sowjetunion noch heute muss jedes Gebäude in Peking damit ausgestattet sein

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eine Stadt in der Stadt zufriedenszeiten vermietet vom Staat an private Verwalter die ihre Mieter mittlerweile regelrecht ausnehmen was halten deine Eltern davon dass du da unten lebst das wissen sie nicht sie wissen dass ich irgendwo in der Stadt

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wohne aber nicht dass ich im Keller lebe kommt rein

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das da ist mein Koffer hier habe ich kleine Gedichte an die Wand geklebt das hier sind meine Sachen und da schlafe ich manchmal setze ich mich hier hin das ist so eine Art Sofa dass ich selbst gebaut habe

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schon nach einigen Minuten erst spät uns im Flur eine Überwachungskamera ganz offensichtlich sind wir hier nicht gerne gesehen ja ja ich habe es ihnen gesagt dann

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schick sie halt weg krumme Geschäfte der Vermieter und die Überbevölkerung sie ergeben ein Imageproblem dass die Regierung lieber unter den Teppich kehrt im Peking leben knapp 22 Millionen

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Menschen in den letzten 20 Jahren wuchs die Wirtschaft in rekordverdächtige Höhen dieses Wirtschaftswunder auf der Überholspur stößt heute an seine Grenzen Recherchen über den Stamm der Ratten sind schwierig daher versuchen wir selbst in diesem Gebäude ein

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Kellerzimmer zu mieten wir sind in einem Studentenviertel wir drehen mit versteckter Kamera ein Mann vom Reinigungspersonal führt uns herum wenig überraschend sind die Zimmer

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winzig und verdreckt was kostet es 150 Euro im Monat plus 28 Euro Kaution wie lange kann man hier wohnen

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solange Du willst zahlen wir an dich oder jemand anderen nein an jemand anderen von dem kriegst du auch eine Quittung haben Sie noch mehr Zimmer ja

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in welchem Kellergeschoss sind wir im zweiten gibt es noch mehr ja leben hier viele Menschen ja viele in jeder Etage etwa 200

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über 600 Menschen wohnen hier in beieinander in drei Keller geschossen zerkratzte Wände abgenutzte Matratzen aber es gibt auch erstaunlich moderne Einrichtungen wie diese Gemeinschaftsbäder das ist heißes Wasser und das kaltes

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eine Karte kostet 10 Euro davon sind 3 Euro Kaution wenn du sie zurückgibst kriegst du die 3 Euro wieder wenn kein Geld mehr drauf ist kannst du sie aufladen abgemacht für einen Monat mieten wir ein

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Zimmer einen Mietvertrag oder umständliche Formalitäten gibt es hier nicht schreib hier deinen Namen hin und ein Land das reicht heb die Quittung gut auf damit kriegst

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du deine 28 Euro Kaution zurück auch der Verwalter lebt hier mit seinem Sohn sind sie der Wächter oder der Vermieter die Wohnungen darüber verwalten meine Freunde seine Freunde sind in der Regel die

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Eigentümergemeinschaft oder der Bauträger für umgerechnet 150 Euro ein ungemütliches stickiges und vollkommen verdrecktes sechs Quadratmeter Zimmer das Los 100.000er

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[Musik] zurück an der Oberfläche paradoxerweise begreift man draußen in der dreckigen Luft Pekings das Phänomen der bunker-menschen am besten [Musik]

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10 Stunden täglich steuert libin sein Taxi durch den Stau seit acht Jahren erlebt er das Wachstum der chinesischen Hauptstadt und ihrer Bevölkerung hautnah mit

06:41

der wenn man keine Geduld hat ist der Job nichts für einen die Stadt ist ständig in Bewegung immerzu gibt es Staus

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vor ca 50 Jahren hatte Peking nur 6 Millionen Einwohner heute sind es knapp 22 Millionen danke

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es fehlt an Bauland das da drüben sind Büros keine Privatwohnungen die Grundstückspreise sind zu hoch und das erhöht auch die Wohnungspreise das Ballungsgebiet von Peking ist heute

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acht Mal größer als der Großraum Paris eine Stadt wie ein Krake und für die Chinesen aus allen Teilen des Landes ein riesiger Arbeitsmarkt deshalb wird die Stadt immer voller

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früher waren die Kellerzimmer noch billig dort wohnten die vom Land die wegen der Arbeit hier waren so ist es mit der Marktwirtschaft in der Vorstadt kriegst du eine schöne Wohnung doch wegen der Staus brauchst Du doppelt

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oder dreimal so lang bis zur Arbeit im Zentrum wenn du aber im Keller wohnst bist du in zehn Minuten dort eine Kellerwohnung billig und nah bei

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der Arbeit auch Chan zieht das vor seit einem Jahr arbeitet der 26-Jährige in einem schicken Kaffee im Stadtzentrum [Musik]

08:50

wie tausende andere aus der Provinz verließ auch ehe sein 1200 Kilometer entferntes Dorf südlich von Peking und versucht in der Hauptstadt sein Glück

09:10

ich nehme Schwein und Gemüse bitte wir wollen sie es nicht so starke würzt ja genau [Musik]

09:27

wir sind ganz normale Bauern wie viele andere auch meine Eltern züchten auf dem Land Hühner sie haben mehr als 2000 danke

09:47

willst du mal das gleiche machen wie deine Eltern ja aber ich will keine Hühner züchten wenn ich wieder nach Hause zurückgehe züchte ich Hasen und doch Gänse

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in wuschi habe ich drei Jahre lang in einer Textilfabrik gearbeitet das hat einen Geschlecht aber ich habe es gemacht

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von 7 Uhr morgens bis 22 Uhr nachts und dann habe ich beschlossen damit aufzuhören und bin nach Peking gezogen ich bin jung ich habe kein Geld und ich habe gedacht hier verdiene ich schneller

10:34

welches [Musik] zum Geld verdienen ist Peking wirklich die erste Adresse

11:01

als er zum Joggen in die Hauptstadt kam musste skihaut Chang sich mit den schwierigen Lebensbedingungen abfinden dazu kamen die Blicke der Pekinger als sah er ein Fremder im eigenen Land [Musik]

11:18

findest du dass deine Provinz und Peking wie zwei verschiedene Länder sind ja ganz genau die Pekinger hassen die Provinzler egal wo Du bist überall ist das so bei mir zu Hause leben wir anders

11:34

zum Beispiel die Sprache hier musst du Mandarin sprechen bei mir zu Hause spricht man aber Dialekt diese Haltung drückt Verachtung aus so empfinde ich das jedenfalls Verachtung ist das [Musik]

11:58

[Applaus] [Musik]

12:21

jeden Monat verdient knapp 210 Euro er spart jeden einzelnen das Kellerzimmer zahlt ihm sein Arbeitgeber das hier ist die wächterlose [Musik]

13:00

so das hier ist mein Zuhause in meinem Zimmer stehen zwei Betten mein Mitbewohner schläft dort und hier ich die Leiche ist für Kleider [Applaus] Fernsehen haben wir auch aber wir nutzen

13:16

es nicht eigentlich sehen wir nur auf unseren Handys hier unsere Hygieneprodukte das stellen wir alles dahin

13:34

es geht so am Anfang bin ich das noch nicht gewohnt gewesen aber mit der Zeit ging es schon zuerst kam mir der Ort sehr düster vor man muss die ganze Zeit über das Licht

13:51

anlassen sogar tagsüber wenn du nicht raus gehst siehst du nicht ob es hell ist du weißt nie ob es Tag oder Nacht ist und außerdem ist es ziemlich feucht wenn du lange hier wohnst wirst du noch

14:08

krank ich jedenfalls habe keine große Lust lange hier wohnen zu bleiben ich denke jeden Tag daran wieder umzuziehen hier ist es wirklich schlimm aber mir bleibt ja nichts anderes übrig

14:26

ich plane noch bis zum chinesischen Neujahrsfest zu bleiben nach Peking komme ich dann nie wieder das spricht ist nicht ungefährlich der

14:42

Vermieter will vielleicht nicht dass wir ihn finden [Musik] am Ausgang seiner notdürftigen Behausung nimmt ihn der Wächter der Kellerwohnungen beiseite [Musik]

15:01

Quatsch nicht zu viel wir tun doch nicht schlimmes du bist doch bekloppt ich werde dich melden aber sie filmen doch nur mich mir egal du wirst schon sehen

15:17

doch auch nach den Dreharbeiten bleibtang unbehelligt [Musik] prekäre soziale und wirtschaftliche Verhältnisse sind im China von heute der Preis des Erfolgs

15:33

aus den Kellern in die Kunstgalerien aus der Dunkelheit ans Licht das ist die Karriere des 32-Jährigen war schön das hier ist mein Laden ich verkaufe dänische 50er und 60er

15:51

Jahre Möbel die Geschäfte laufen immer besser an und unser Lager wächst [Musik]

16:07

meine Möbel sind seit gut drei Jahren in Mode [Musik]

16:26

der Lebensstandard der Chinesen hat sich um einiges verbessert hauptsächlich dank der Immobilienbranche viele Menschen haben zum Beispiel eine Wohnung für ungerechnet 70.000 Euro gekauft

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und so wurden viele reich tschüss florierendes Geschäft liegt inmitten eines angesagten Viertels doch der dynamische 30-Jährige hat auch

17:00

erheblich schwerere Zeiten durchgemacht [Musik] Universitätsabschluss gemacht hatte ist meine Mutter gestorben mein Vater und ich hatten insgesamt nur

17:17

1.400 Euro zurückgelegt und da habe ich mir einen Job gesucht damals habe ich für 210 Euro im Monat Kopfkissen genäht ich konnte mir keine allzu teure Wohnung

17:33

leisten also lebte ich in einem Keller ungefähr ein Jahr lang und ich bin dreimal umgezogen ich fing um 8 9 Uhr morgens an bei Überstunden habe ich bis 22 Uhr

17:49

gearbeitet und weil ich pendeln musste dauerte es noch länger jede Nacht habe ich nur drei Stunden geschlafen da beschloss ich mich selbstständig zu machen statt 10 Stunden am Tag als Angestellter dachte ich kann ich auf

18:05

eigene Rechnung mehr verdienen ich wusste dass mir eine schwere Phase bevorstand aber dass die Mühe sich am Ende auszahlen würde unweites schicken Viertels wo seine bouti liegt wie lang sie uns zeigen wo er damals gewohnt hat

18:22

müssen wir durch die Hintertür rein aber inmitten dieser einheitsbauten findet er sich kaum zu Recht westlich von der Kreuzung

18:37

okay erstaunlicherweise habe ich vergessen wo das war ich weiß nur noch dass der Eingang hinter der Kreuzung lag aber meine Frau sagt es sei dort drüben

18:57

da habe ich drei vier Monate lang gelebt die Mieter lag glaube ich zwischen 40 und 55 Euro im Monat naja

19:14

guten Tag entschuldigen Sie die Kellergeschosse die sind zu tun nein keiner die sind alle wegadiert

19:36

und das ist kein Einzelfall regelmäßig berichtet dass chinesische Fernsehen von gezielten Räumungen wie hier im vergangenen November unsere Reporter folgt den Gerichtsvollzieher in die Kellerwohnungen Dreier Gebäude der Wohnanlage

19:53

sie waren illegal belegt und das ist sehr riskant die Keller im Gebäude Nummer 5 sind feucht und dunkel mehrere Dutzend Familien wir sehen sie jetzt um wir bringen Ihre

20:10

Sachen raus mit der Räumung durch die Polizei will der Stadt zeigen wie entschlossen er gegen die pekinger-kellerwohnungen vorgeht so geht das nicht weiter die Zimmer hier

20:27

sind zwei bis drei Quadratmeter groß und eine Notausgang gibt es nicht wenn hier ein Feuer ausbricht kommt man unmöglich raus in der Zwischenzeit hat wangschuh den

20:42

Eingang zu seiner alten Kellerwohnung doch noch gefunden schau mal ein klarer Hinweis für alle auf das Ende der Kellerwohnungen hier steht die Örtlichkeiten sind bis zum 31 Dezember zu räumen

20:59

[Musik] das ist alles total zerstört hier ja alles kaputt wann wurde mit der Räumung begonnen weiß ich nicht mehr genau

21:14

ich schau mich mal um ich habe hier mal gewohnt in welchem Jahr war das das ist schon eine Zeit lang her 2006 ich gehe mal runter

21:32

[Applaus] [Applaus] so schlecht sind diese Zimmer nicht zumindest haben die da ein Fenster

21:51

und man sieht ein Stück Himmel lag nein das habe ich vollkommen vergessen und Winkeln

22:14

jeder der hier einzieht tapeziert erstmal neu damit es sauberer aussieht denn die Wände hier werden sehr schnell dreckig jeder tapeziert hier neu ich weiß nicht wie viele Tapeten ich gekauft habe

22:35

oh Mist seid hier haben wir uns immer die Zähne geputzt wir standen wir vor der Arbeit Schlange

22:59

was empfindest du jetzt wo Du wieder hier bist nichts besonderes

23:22

[Musik] das ist eigentlich gar nicht so gefährlich es hat er damit zu tun dass

23:37

Peking zu voll ist die Stadtverwaltung möchte weniger Provinzler hier und da verfolgen sie halt mehrere Strategien und die mit der Schließung der Keller klappt ziemlich gut wegen der Räumungen sind einige Provinzler wieder weggezogen oder stehen

23:53

kurz davor doch andere haben schon eine Alternative gefunden nach den Keller geschossen richten viele Bewohner sich nun auf den Balkonen ein wie die Ratten passen sie sich eben immer an den Peking ist und bleibt eine Stadt mit zu vielen Menschen

24:16

[Musik]